Neue Arbeit bleibt ein unerreichbares Ziel, wenn die Vorgesetzten nicht mitspielen. Unser Leitfaden hilft dabei, Überzeugungsarbeit zu leisten.
Du bist begeistert von New Work und hast eine Million Ideen, wie du deine Arbeit umstrukturieren würdest? Vielleicht hast du in unserem Magazin von rollenbasiertem Arbeiten gelesen, vom Konsent-Entscheid und von agilen Prozessen. Doch dein*e Vorgesetzte*r will davon nichts hören? Dann probiere es doch mal mit unserer Argumentationsvorlage für skeptische Chef*innen.

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Magazin kostenlos lesenDas Problem ist häufig dasselbe
Oft scheitern solche Vorhaben daran, dass Mitarbeiter*innen die Perspektive ihrer Vorgesetzten nicht ausreichend einbeziehen: Du hast zwar selbst ein klares Bild davon, was du willst (z. B. rollenbasiertes Arbeiten) und warum du es willst (Aussicht auf schnellere und bessere Entscheidungen, weniger Abhängigkeiten). Warum aber sollte die Person, die du überzeugen willst, zustimmen? Um sie zu gewinnen, musst du ihre Bedürfnisse und Ziele kennen – sowie ihre Befürchtungen und Grenzen.
Ein weiteres Problem: Vermutlich würdest du gern ganz viele Punkte auf einmal angehen – vielleicht hast du schon lange gewartet und es haben sich viele Dinge aufgestaut, die du gern verändern würdest. Oder du findest, dass die Dinge irgendwie zusammengehören und daher gleichzeitig umgesetzt werden müssen. Oft ist es jedoch besser, erst einmal einen kleinen Schritt zu gehen, um kleine Erfolge zu sammeln und damit Befürchtungen und Ängste bei Kolleg*innen und Führungskräften abzubauen.
Starte mit Experimenten, die so klein sind, dass dein*e Vorgesetzte*r nicht nein sagen kann. Oder verändere erst mal in deiner eigenen Arbeit Dinge, für die du ihr Okay nicht einholen musst.

So geht's - Schnappe dir das Template unten und fülle es im ersten Schritt für dich allein aus. Fange mit dem Status quo an: Was stört dich bei deiner Arbeit, was würdest du gern anders machen, was bräuchtest du, um deine Arbeit gut machen zu können?
Checkliste:
- Reflektiere deine Gründe: Weshalb bist du damit unzufrieden? Welche Bedürfnisse liegen der Frustration zugrunde?
- Überlege dir, welche Ziele du verfolgst: Was wäre das ideale Ergebnis, was wäre eine etwas weniger ambitionierte Änderung, die aber immer noch gut ist, und was wäre ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung?
- Versetze dich in die Position deines*deiner Chef*in. Wenn ihr ein gutes Verhältnis habt, kannst du ihn*sie zum Beispiel befragen. Andernfalls musst du mutmaßen oder Meinungen Dritter einholen: Wo hat er*sie womöglich aktuell Wünsche und Bedenken? Welche Bedürfnisse liegen dem zugrunde und welche Ziele verfolgt er*sie?
- Vielleicht kannst du jetzt schon Gemeinsamkeiten ausmachen? Zum Beispiel könntet ihr das Ziel teilen, dass eure Abteilung erfolgreich ist und das Bedürfnis, eure Arbeitszeit effektiv zu nutzen. Du denkst, dass das Arbeiten in Rollen zu kompetenzbasierten Entscheidungen führen würde, was sich für die Abteilung auszahlen würde, und dass der Entscheidungsprozess in Rollen darüber hinaus effektiver wäre, weil eben immer diejenige Person entscheidet, die ohnehin nah am Thema dran ist und es keine langen Abstimmungsprozesse mehr gäbe.
- Trage deinem*deiner Vorgesetzten den Vorschlag vor. Sprich dabei zunächst über deine Bedürfnisse und deine Frustrationspunkte von oben. Es muss klar werden, wodurch du motiviert bist. Frage deine*n Vorgesetzte*n, ob er*sie deine Sicht teilt oder deine Position zumindest nachvollziehbar findet.
- Schlage dann vor, dass ihr es einmal mit deinem ersten Schritt versucht. Frag dein Gegenüber, was sie braucht, um dieses Experiment mitzutragen.
- Falls dein*e Vorgesetzte*r Einwände hat, stelle Rückfragen: Wie kannst du das Experiment dahingehend verändern, dass die Einwände hinfällig werden? Unter welchen Umständen wäre er*sie bereit, das Risiko des Experiments einzugehen? Hat dein*e Chef*in Angst, die Kontrolle über die Abteilung zu verlieren, wenn er*sie Entscheidungsmacht an seine*ihre Mitarbeiter*innen abgibt? Dann könntet ihr für den Anfang regelmäßige Meetings vereinbaren, in denen ihr ihn*sie über alles informiert. Lass hier nicht locker, bis ihr eine Einigung erzielt habt.
- Vereinbart dann, wann und wie ihr das Experiment evaluieren werdet und woran ihr festmacht, ob es erfolgreich war.
- Wenn das Experiment gelingt, schlägst du den nächsten Schritt vor.

Und wie lief's?
Dieser Text ist ein Experiment: Wir haben von euch das Feedback bekommen, dass ihr mehr Inhalte wünscht, die auch in Organisationen funktionieren, in denen Neue Arbeit (noch) kein Thema ist. Falls du in so einer Organisation arbeitest, gib uns gern Feedback dazu, ob du diesen Text nützlich findest und welche Fragen du sonst noch hast. Schreib dazu einfach eine E-Mail an sebastian@neuenarrative.de
FUßNOTEN
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Viele gute Beispiele findest du z.B. in unseren Case Studies, in denen Menschen aus ganz unterschiedlichen Organisationen von ihren Ängsten, Herausforderungen und Erfolgen in Zusammenhang mit Neuer Arbeit berichten. Besonders empfehlen möchten wir euch in diesem Zusammenhang die Case Study zur Selbstorganisation in der öffentlichen Verwaltung in dieser Ausgabe sowie unsere Case Studies zu IBM und Seibert Media in der letzten Ausgabe (#19 Fokus). ↩