Essay

Unser Nervensystem beeinflusst, wie wir arbeiten

Schon in der Schule lernen wir: Gegessen wird nur in der Pause, und wer nicht still sitzen will, muss hyperaktiv sein. Das bleibt nicht ohne Folgen. Wer seine körperlichen Signale zu oft ignoriert, verliert das Gespür für die eigenen Bedürfnisse. Es gibt jedoch Übungen, die uns wieder aufhorchen lassen.

Nimm dir einen Moment Zeit, bevor du diesen Text liest, schließe deine Augen und frage dich: Wie aktiviert fühle ich mich gerade auf einer Skala von 1 bis 10? Bin ich eher ruhig und gelassen (1) oder eher angespannt und nervös (10)? Atme ein und zähle währenddessen bis vier. Atme wieder aus und zähle währenddessen bis sechs. Wiederhole diese Atemübung zehn Mal und frage dich danach erneut, wie aktiviert du dich fühlst.

Fühlst du dich vielleicht gelassener und hast dir also einen niedrigeren Wert gegeben nach der Übung? Das liegt daran, dass du gerade mithilfe deines Atems deinen Körper und auch dein Nervensystem runterreguliert hast.

Immer mehr Menschen beziehen ihre Emotionen und Körperwahrnehmungen bei der Arbeit ein, um Bedürfnisse und Spannungen besser wahrnehmen und einordnen zu können. Das autonome Nervensystem als unbewusstes Steuerungselement unseres Körpers bildet die Grundlage dafür.

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Dieser Text ist eine Einführung ins Thema. Es tut vielen Menschen gut, sich damit zu beschäftigen, wie ihr Nervensystem funktioniert und wie es sie im Alltag beeinflusst. Das funktioniert oft schon mithilfe kleiner Übungen und Achtsamkeitspraktiken. Ein dysreguliertes Nervensystem kann aber auch Teil psychischer Erkrankungen sein. Menschen mit akuten psychischen und körperlichen Problemen sollten sich an ausgebildete Therapeut*innen und Ärzt*innen wenden. Mehr Informationen gibt es unter der Telefonnummer 116117.

Aber wie funktioniert unser Nervensystem eigentlich?

Das Nervensystem besteht aus Milliarden von Nerven in allen Teilen unseres Körpers und verbindet diese über Nervenbahnen mit unserem Gehirn. Es ist das Steuerungszentrum des Körpers und reagiert auf jede Art von umweltbedingten, sozialen und psychologischen Veränderungen und Strukturen. Man unterscheidet das somatische Nervensystem, das unsere willentlichen Bewegungen steuert – beispielsweise wenn wir eine neue Übung beim Sport lernen – und das autonome Nervensystem. Dieses ist für unbewusste Prozesse und körperliche Funktionen zuständig, z.B. unsere Verdauung, unsere Atmung, unseren Herzschlag, unsere Zellregeneration und unser Immunsystem.

Die Hauptaufgabe des autonomen Nervensystems ist es, unser Überleben zu sichern. Dafür nutzt es zwei verschiedene Teile, die wie Gegenspieler funktionieren: In Phasen der Ruhe und Entspannung ist der Parasympathikus aktiv. Dann verlangsamt sich unser Herzschlag und unsere Atmung. Unser Körper regeneriert sich. Der Sympathikus hingegen reguliert unseren Körper bei Aktivität oder in Stresssituationen. Bei Gefahr pumpt unser Herz und unser Atem wird schneller. Das steigert unsere körperliche Leistungsfähigkeit, die zur Flucht oder Verteidigung notwendig ist. Der Sympathikus reagiert dann in Millionstel Sekunden, lange bevor das bewusste Denken einsetzt. Wenn uns beispielsweise ein Messer aus der Hand rutscht, ziehen wir ganz automatisch den Fuß zurück, noch bevor wir überhaupt genau wissen, was passiert ist.

Der Parasympathikus ist in Phasen der Ruhe und Entspannung aktiv. Der Sympathikus hingegen reguliert unseren Körper bei Aktivität oder in Stresssituationen.
Man sieht das Innere eines Körpers und welche Organe auf welche Art und Weise durch den Sympathikus und den Parasympathikus gesteuert werden.

Ein reguliertes Nervensystem wechselt zwischen Aktivierung und Ruhe. Bei vielen Menschen ist der Sympathikus allerdings überdurchschnittlich oft aktiviert. Chronischer Stress1, Lärm, digitale Überstimulation, Schlafmangel und soziale Isolation in modernen Gesellschaften tragen dazu bei, dass das Nervensystem dauerhaft dysreguliert ist, sich also zu oft im Fight-or-Flight-Modus befindet.

Aber auch persönliche Erfahrungen können den Sympathikus auf Gefahr umschalten lassen. Hat beispielsweise deine Mathelehrerin früher bei falschen Antworten immer die rechte Augenbraue hochgezogen, könntest du auf diese Geste heute noch reagieren. Wenn dein Kollege im Meeting die rechte Augenbraue hochzieht, während du deine Idee vorstellst, fängst du vielleicht an, dich zu rechtfertigen (Fight-Modus) oder ziehst dich zurück (Flight-Modus). Möglicherweise gerätst du ins Schwitzen. Dabei könnte die hochgezogene Augenbraue einfach bedeuten, dass dein Kollege gerade einen eigenen Einfall hatte oder von deiner Idee positiv überrascht ist. Der Sympathikus kann also auch harmlose Situationen als Bedrohung einstufen.

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Die Polyvagal-Theorie

In den 1990er-Jahren entwickelte der US-amerikanische Psychiater und Neurowissenschaftler Stephen Porges die Polyvagal-Theorie, die zwar als widerlegt gilt, allerdings oft Anwendung findet. Dabei handelt es sich um eine Sammlung evolutionsbiologischer, neurowissen-schaftlicher und psychologischer Thesen bezüglich des Vagusnervs. Dieser verläuft vom Gehirn bis in unseren Brustkorb und ist an der motorischen Steuerung von Kehlkopf, Rachen und Speiseröhre sowie der Über-mittlung von Geschmacksempfindungen beteiligt. Porges unterteilt den Nerv noch einmal in ventralen und dorsalen Vagus, denen er verschiedene Funktionen zu-schreibt. Der ventrale Vagus funktioniere demnach wie eine regulierbare Bremse. Ist dieser Teil des Nervensystems aktiviert, befänden wir uns in der Zone des Sicher-heitsempfindens, im Sicherheitsmodus. Der dorsale Vagus hingegen funktioniere wie eine Vollbremsung. Wenn er aktiviert ist, gäbe es einen kompletten Shutdown. Hier geht es um eine Zone der Überforderung und des Burn-out.

Dadurch erklärt die Polyvagal-Theorie drei Zustände des autonomen Nervensystems:

  1. die Zone des Sicherheitsempfindens (Aktivierung des ventralen Vagus/Parasympathikus)
  2. die Zone der Alarmbereitschaft und Gefahr (Aktivierung des Sympathikus)
  3. und eine weitere Zone der Überforderung, in die Menschen bei ständiger Überaktivierung geraten (Aktivierung des dorsalen Vagus/Parasympathikus).2

In der Wissenschaft gilt die Polyvagal-Theorie als widerlegt. Der dorsale Vagus und der ventrale Vagus existieren in Wirklichkeit nicht und es kann auch keine der Theorie ent-sprechende Funktion des Vagusnervs nachgewiesen werden. Kritiker*innen argumentieren, dass die Theorie andere wichtige Mechanismen ignoriert und den Vagusnerv überbetont. Das Hormonsystem oder externe soziale sowie kulturelle Faktoren würden nicht ausreichend berücksichtigt. Zudem gibt es keine genauen Instrumente, um die Zustände des Vagusnervs zu erfassen.

Die Polyvagal-Theorie wird dennoch von vielen Psychotherapeut*innen, Trauma-therapeut*innen und im Expert*innen im Bereich der psychosomatischen Medizin als nützlich empfunden: Sie hilft offensichtlich bei der Konzeptualisierung der Beziehung zwischen dem Körper, Stress und Trauma. Die Konzepte und daraus abgeleiteten Therapie-ansätze sind für viele Menschen intuitiv plausibel und machen so persönliche Erfahrungen und Empfindungen leichter besprechbar.

Körperempfindungen und Emotionen sind Vermittler zwischen Nervensystem und Verstand

Viele von uns fühlen sich regelmäßig unausgeglichen, leiden an Reizüberflutung oder haben schwitzige Hände, Magenschmerzen oder andere körperliche Symptome. Dies sind Hinweise darauf, dass unser Nervensystem überlastet ist. Irgendwie wissen wir das auch, fühlen uns gestresst und überlastet, aber so richtig bewusst nehmen wir den Zustand unseres Nervensystems nicht wahr. In unserer Kultur steht unser rationaler Verstand im Vordergrund, von unserem Körper sind wir häufig entfremdet. Dabei funktioniert unser Verstand nur wirklich gut, wenn unser Nervensystem ausgeglichen zwischen Sympathikus und Parasympathikus reguliert ist. Wenn wir unseren Körper bewusster wahrnehmen, können wir auch unser Nervensystem besser verstehen.

Eine Tabelle, in der aufgelistet ist, wie ein reguliertes Nervensystem sich im Vergleich zu einem unregulierten Nervensystem verhält.
Die Tabelle ist eine Abwandlung aus dem Videotraining von Britta Kimpel.

Dysregulation ist heute die Norm

Die fehlende Achtsamkeit für unsere Körperwahrnehmungen ist kein individuelles Problem, sondern seit der Industrialisierung zur Norm geworden: Wir arbeiten nicht mehr in unserem natürlichen, zyklischen Rhythmus an der frischen Luft, sondern in rigiden Zeiteinheiten in deprimierenden Fabriken oder Bürogebäuden mit künstlichem Licht. Wir sitzen viel zu viel und bewegen uns zu wenig. Um diese Arbeitsbedingungen zu ertragen und die damit für das Nervensystem einhergehende Dysregulation nicht zu spüren, entkoppeln wir uns von unserem Körper.

Spätestens in der Grundschule wird uns abtrainiert, die eigenen körperlichen Bedürfnisse zu spüren und ihnen nachzugehen: Essen ist nur in den Pausen erlaubt. Aufstehen oder sich auf dem Stuhl so hinsetzen, wie es sich gerade gut anfühlt, wird häufig als Hyperaktivität geframt.

Die Erwachsenen-Variante davon sind stundenlange Meetings ohne richtige Pausen. Auch hier fühlen die meisten von uns nicht in sich hinein, sondern ignorieren die eigenen körperlichen Bedürfnisse. Im Nervensystem löst dieses Verhalten allerdings Stress aus: Wenn wir beispielsweise Durst haben und nichts trinken, schaltet der Sympathikus in den Alarmzustand.

So kann ein Kreislauf entstehen: Wenn wir unsere eigenen körperlichen Bedürfnisse ignorieren, wird der Sympathikus im Nervensystem aktiviert und geht von Stress aus. Passiert das zu oft, ist das Nervensystem dysreguliert und verhindert, dass der Verstand richtig arbeiten kann. Folglich kann die Arbeit nicht so gut erledigt werden und das führt wiederum zu Stress und Anspannung und in der Folge dazu, dass wir unsere eigenen Bedürfnisse eher übergehen.

Sieben Menschen sitzen um einen Tisch herum, der die Form von eine Sprechblase hat. Sie scheinen dysreguliert zu sein.

Wir bringen unser Nervensystem mit ins Meeting

Unsere Arbeit hat Einfluss darauf, ob unser Nervensystem reguliert ist oder nicht. Aber: Der Zustand unseres Nervensystems hat auch direkten Einfluss auf unsere Arbeit.

Besonders spürbar wird das in Situationen, in denen wir nicht nur allein vor uns hinarbeiten, sondern im Kontakt mit unseren Kolleg*innen sind, also beispielsweise in Meetings.

Hinweise darauf, dass wir in unreguliertem Zustand in einem Meeting sitzen

  • Kleineres Toleranzfenster: Wir reagieren stärker als sonst auf Signale, die eigentlich neutral sind – wie beispielsweise die hochgezogene Augenbraue des Kollegen. Je nach Prägung springen wir dann entweder in den Fight- oder in den Flight-Modus.

  • Verhaltensweisen des Fight-Modus: Wer im Fight-Modus ist, fühlt sich schnell angegriffen („Warum soll ich jetzt schon wieder die Arbeit machen?“), geht in eine Haltung von Konkurrenz und Gegeneinander und diskutiert nicht mehr auf einer sachlichen Ebene, sondern in Hinblick auf das eigene Ego.

  • Verhaltensweisen des Flight-Modus: Wer im Flight-Modus ist, zieht sich eher zurück, auch wenn ihm*ihr etwas eigentlich wichtig ist („Ach, meine Spannung ist nicht so wichtig“). Viele Menschen können sich in diesem Zustand nicht einmal mehr an ihre eigene Meinung erinnern.

  • Einordnung der eigenen Verhaltensweise fällt schwer: Oft erkennen wir in solchen Momenten gar nicht, dass unser Nervensystem dysreguliert ist. Abends wundern wir uns und suchen nach rationalen Erklärungen für unser Verhalten: „Meine Spannung passte nicht zur Agenda“ oder „Ich habe nur meine Zeit verteidigt“. Dabei ist der Grund unser dysreguliertes Nervensystem.

Meetings sind Momente, in denen es besonders relevant ist, ob unser Nervensystem in reguliertem oder dysreguliertem Zustand ist. Der Grund dafür ist die Koregulation: Unterbewusst nehmen wir wahr, ob unser Gegenüber eher reguliert oder eher dysreguliert ist. Wir passen uns dem an. So können sich diese Zustände von einer Person auf die andere und sogar auf ganze Gruppen übertragen.

Wenn viele Teilnehmende mit dysregulierten Nervensystemen aufeinandertreffen, kann das ganze Meeting zwar harmonisch, aber auch unproduktiv werden, weil niemand eigene Gedanken einbringt. Oder aber in einem riesigen Streit enden, weil Spannungen nicht gut kommuniziert werden. Sind genügend Menschen mit einem gut regulierten Nervensystem im Raum, ist im Gegenzug die Wahrscheinlichkeit höher, dass eine optimistische Stimmung der Verbindung herrscht und Spannungen auf einer professionellen Ebene gemeinsam gelöst werden.

Wie regulieren wir unser Nervensystem?

Wie also können wir unser Nervensystem in seiner natürlichen Selbstregulation unterstützen? Eva Bakardjiev ist als somatische Coach auf regenerative (Selbst-)führung spezialisiert und beschreibt diesen Prozess als eine Praxis des Wieder- und Umlernens. Es gehe darum, die bewusste Wahrnehmung des eigenen Körpers schrittweise und wiederholt in den Alltag zu integrieren. „Das, was wir gewohnt sind – also uns nicht zu spüren –, ist wie eine gut ausgebaute, vielleicht achtspurige Autobahn. Wenn wir jedoch unsere Muster verändern wollen, müssen wir diese Autobahn verlassen und eine Art Waldweg suchen, der vielleicht kaum begangen und zugewachsen ist oder manchmal sogar erst neu geschaffen werden muss. Je häufiger wir diese Autobahnabfahrt nehmen und den Waldweg beschreiten, desto einfacher und breiter wird der neue Weg.“ Wichtig sei daher vor allem eine wohlwollende, forschende und offene Haltung.

Die eigenen Bedürfnisse spüren

Wer die eigenen körperlichen Bedürfnisse wahrnimmt und ernst nimmt, kann dadurch auch das eigene Nervensystem besser regulieren. Eine erste Übung besteht darin, sich ein Bedürfnis auszusuchen, einen einfachen Merksatz zu formulieren und einige Tage zu versuchen, das Bedürfnis radikal ernst zu nehmen. Das könnte zum Beispiel so aussehen: „Iss, wenn du Hunger hast“, „Trink, wenn du durstig bist“, „Schlafe, wenn du müde bist“ oder „Geh aufs Klo, wenn du aufs Klo musst“. Im ersten Schritt geht es vor allem darum, zu merken, wenn man das eigene körperliche Bedürfnis übergeht und diese Verhaltensweisen zu verändern.

Wer möchte, kann als Nächstes nach Hinweisen auf persönliche Muster suchen. Fragen, die dabei leitend sein können, sind etwa:

  • Wie geht es mir gerade?
  • Was brauche ich?
  • Was hat zu diesem Zustand geführt? Erkenne ich hier ein Muster?

Sich gegenseitig accountable halten

Die meisten Menschen kennen es vom Sport: Man verabredet sich mit einer*einem Partner*in, um dranzubleiben. Dieses Prinzip funktioniert auch in anderen Lebensbereichen. Ihr könnt im Freund*innen- oder Kolleg*innenkreis gemeinsam üben, die körperlichen Empfindungen als Ausdruck des Nervensystems zu erkennen. Auch hier ist es sinnvoll, jeweils nur ein Bedürfnis zu bearbeiten. Einigt euch z.B. darauf, in jede Pause mit einer Frage an euch selbst einzusteigen: „Habe ich Lust, etwas zu trinken?“ oder „Will ich mich bewegen?“ oder „Was will mein Körper gerade wirklich?“. Am Ende der Woche checkt ihr gemeinsam ein und teilt eure Erfahrungen.

Steigt in jede Pause mit einer Frage an euch selbst ein: „Habe ich Lust, etwas zu trinken?“ oder „Will ich mich bewegen?“ oder „Was will mein Körper gerade wirklich?“

Was Organisationen tun können

Die Organisationskultur hat direkten Einfluss darauf, ob Menschen sich mit ihren eigenen Bedürfnissen und ihrem Nervensystem verbinden können. Die wichtigste Frage ist: Wie versetzen wir unsere Mitarbeiter*innen in die Lage, auf unsere Bedürfnisse zu hören?

Einige Möglichkeiten sind gar nicht so schwer zu kultivieren: Beispielsweise könnten in Meetings ab einer bestimmten Länge standardmäßig Fünf-Minuten-Pausen etabliert werden, in denen alle einfach das machen können, was sie gerade brauchen. Wer diese Pausen stärker strukturieren möchte, kann dafür auch Anleitungen anbieten – etwa wie die Übung, mit der dieser Text begonnen hat, oder mit drei gemeinsamen Atemzügen. Vielen Menschen hilft es, für einige Minuten ihren Atem zu beobachten oder die Muskeln in einer Übung zur Progressiven Muskelentspannung zu lockern.3

Vor allem sollten wir normalisieren, dass jemand in einem Meeting kurz aufsteht und sich dehnt oder sich noch ein Glas Wasser holt. Viele von uns wissen eigentlich, dass solches Verhalten die Aufmerksamkeit nicht schmälert, sondern eher stärkt. Wir müssen uns allerdings von veralteten Vorstellungen lösen. Es ist schließlich absurd, dass wir noch immer körperliche Bedürfnisse unterdrücken und parallel erwarten, dass der Verstand einwandfreie Arbeit leistet. Yoga oder Qigong belegen genau das Gegenteil. Und auch die Neurowissenschaft hat inzwischen die Verbindungen zwischen Körper und Geist hergestellt: Wenn wir unser Nervensystem ignorieren, sabotieren wir uns letztlich selbst.

Take-aways

  • Wir brauchen ein reguliertes Nervensystem, in dem Ruhe- und Anspannungsphasen sich abwechseln, um präsent zu sein und effektiv zu arbeiten.
  • In unserer Gesellschaft befinden sich Menschen häufig im Stressmodus, was ihr Wohlbefinden und ihre Leistungsfähigkeit beeinträchtigt, aber auch ihren Umgang mit ihren Mitmenschen beeinflusst.
  • Mithilfe einfacher Achtsamkeits- und Atemübungen können wir lernen, unsere körperlichen und emotionalen Bedürfnisse besser wahrzunehmen und so unser Nervensystem zu regulieren.

FUßNOTEN

  • 1

    Man spricht von chronischem Stress, wenn sich Stressfaktoren anhäufen und die Anspannung nicht mehr nachlässt. Das passiert oft bei größeren finanziellen oder gesundheitlichen Belastungen. Aber auch kleinere Belastungen wie Lärm von der Baustelle gegenüber können zu dauerhaftem Stress führen. Es ist nicht klar definiert, wie lang der Stress andauern muss, um als chronisch zu gelten.

  • 2

    Als Einführung in die Polyvagal-Theorie eignet sich das Videotraining von Britta Kimpel. -

  • 3

    Im Internet gibt es für beides unzählige Anleitungen. Einige Audioanleitungen gibt es z.B. von Eva Bakardjiev.

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