Eine spielerische Methode, um mit beliebig großen Gruppen nach dem Sinn zu suchen
Was ihr braucht
- Zeit: zwei bis fünf Stunden
- Teilnehmer*innenzahl: ab vier Personen (nach oben offen)
- Material: (virtuelles) Whiteboard, Post-its, Stifte
Unser Purpose-Turnier ist eine Methode, mit der Gruppen erkunden können, was ihr Purpose ist. Das Tool funktioniert für ein ganzes, eher kleineres Unternehmen, genauso aber auch für Teilbereiche, einzelne Teams oder Abteilungen, die nach Antworten auf die Fragen suchen:
- „Wofür werden wir (als Gruppe) gebraucht?“
- „Wofür stehe ich (als Individuum) jeden Morgen auf?“
1. Rahmen klären
Zu Beginn bestimmt ihr eine*n Moderator*in, der*die euch durch die Discovery führt. Ehe das Team mit der Umsetzung beginnt, muss geklärt werden, was überhaupt umgesetzt werden soll: Geht es um den Purpose dieser Gruppe, mit der gerade gearbeitet wird, oder um den Purpose der ganzen Organisation, in der diese Gruppe beheimatet ist?
Falls es um einen Teilbereich einer größeren Organisation geht, ist es wichtig, sich den Purpose des gesamten Unternehmens in Erinnerung zu rufen. Ist der bereits formuliert, sollte er kurz besprochen werden. Ist er es nicht, genügt eine kurze Diskussion darüber.
2. Die Stakeholder-Map
Interaktives Tool
LoslegenNun geht es los: Die Gruppe erstellt eine Mindmap aller Stakeholder: Es werden also alle Personen,Teams, auch abstrakte Instanzen (wie „die Gesellschaft“ oder „der Planet“) gesammelt, für die dieses Team irgendeinen Mehrwert zu schaffen glaubt.
Hierbei geht es vor allem darum, Masse zu erzeugen, also möglichst viele Post-its vollzuschreiben (auch gerne mit Doppelungen) und zunächst an einer Wand auszubreiten: Für wen schaffen wir einen Mehrwert? Die Betonung liegt hier nur auf dem Wen und noch nicht auf der Frage, welcher Mehrwert geschaffen wird.
Jede*r schreibt für sich auf Post-its, die dann an eine Wand geklebt werden. Während bereits geklebt wird, darf ruhig weitergeschrieben werden, die Ideen der anderen sollen weitere Einfälle anstoßen.
3. Mehrwertcluster
Im nächsten Schritt sollen nur die Stakeholder als Orientierung herangezogen werden, um möglichst alle Formen des Mehrwerts zu formulieren, die das Team schafft. Die Teilnehmer*innen schreiben wieder jede*r für sich auf Post-its und kleben die Punkte, die sie gefunden haben, an eine Wand, während die anderen weitere Post-its beschreiben.
Der*die Moderator*in versucht, direkt, gerne mit Hilfe der Gruppe, die Post-its zu clustern und damit die unterschiedlichen Arten des Mehrwerts zu gruppieren.
Wenn keine weiteren Punkte mehr kommen, werden die Cluster im Team bewertet: Gelingt es, alle Post-its jeweils einem Cluster zuzuordnen? Und gelingt es im Anschluss, jedes Cluster mit einem Label zu versehen, das zu allen Punkten passt? Das Label sollte ein abstrakter Begriff sein, wie z.B. Geschwindigkeit, Qualität, Gutes tun ...
Am Ende der Übung sollten ca. fünf bis sieben Cluster gefunden sein, die jeweils mit einem abstrakten Begriff überschrieben sind.
4. Individuelle Purpose-Skizze
Nun beginnt eine Phase, in der jede*r für sich auf die Suche nach einem ersten Purpose-Prototypen geht. Dazu wird in Stillarbeit nach einem oder wenigen Sätzen gesucht, die alles zusammenfassen, was im letzten Teil der Übung gefunden wurde. Meist ist es sinnvoll, mit „Wir ... “ anzufangen. Es ist an dieser Stelle weder wichtig, sich besonders kurz zu fassen, noch muss die Formulierung elegant oderausgereift sein, sie wird ohnehin noch überarbeitet.
Die Teilnehmer*innen versuchen einfach nur, in maximal 15 Minuten eine Version zu finden, die den Purpose für sie erfasst. Sie orientieren sich dabei an den Clustern, die im vorherigen Schritt identifiziert wurden, ohne dabei einfach nur die abstrakten Begriffe aneinander zu ketten. Besser ist es, einen möglichst anschaulichen Satz zu formulieren: „Warum werden wir gebraucht? – Wir tragen dazu bei ...“
An dieser Stelle kann es auch hilfreich sein, das Why-how-what-Format zu verwenden, um zu unterscheiden:
- Why ist der eigentliche Purpose.
- How beantwortet die Frage, wie dieser umgesetzt wird.
- What beschreibt konkrete Inhalte der Arbeit und Ziele.
5. Das Purpose-Turnier
Nun beginnt das eigentliche Purpose-Turnier, das vom*von der Trainer*in etwas Kopfrechnen verlangt: Am einfachsten ist es, wenn die Größe der Gruppe sich durch vier teilen lässt. Die Methode funktioniert aber auch mit allen anderen Gruppenstärken.
Im ersten Schritt finden sich zwei Personen zusammen, die sich gegenseitig erklären, zu welchen vorläufigen Ergebnissen sie in der vorherigen Phase gelangt sind. Dann werden die beiden Versionen verworfen und gemeinsam ein neuer Prototyp entwickelt.
Die beiden Spieler*innen bekommen 15 Minuten Zeit, um gemeinsam eine neue Purpose-Skizze zu entwickeln. Sie einigen sich dabei nicht einfach auf eine der beiden Versionen, die sie zuvor alleine erstellt haben, sondern fertigen eine neue an, mit der beide glücklich sind. Sobald sie sich einig sind, legen sie noch fest, wer der beiden die Gruppe in der nächsten Runde vertritt. Eine Person kommt in die nächste Runde des Turniers, die andere Person kann als Zuschauer*in zwar ebenfalls beiwohnen. Sie entscheidet aber nichts mehr, sondern kann nur noch Ideen zurufen.
Wenn alle Gruppen die erste Runde durchlaufen haben, beginnt die nächste Turnier-Runde, die nach dem gleichen Schema abläuft. Auch hier entwickelt jede Zweiergruppe wieder eine neue Purpose-Skizze, und wieder gelangt nur eine*r der Spieler*innen in die nächste Runde. Das heißt, mit jeder Runde halbiert sich die Anzahl der aktiven Teilnehmer*innen. Schließlich gibt es ein Finale, in dem die letzten beiden Teilnehmer*innen abermals ihre Prototypen vorstellen, verwerfen und einen neuen Vorschlag machen.
6. Entscheidung & Abschluss
Das Ergebnis wird nun der Gruppe vorgelegt und nochmals überprüft. Etwaige Kritikpunkte von einzelnen Teilnehmer*innen wie z.B fehlende Aspekte oder unpräzise Formulierungen werden aufgegriffen und nach Möglichkeit gemeinsam gelöst.
Damit endet das Turnier und die Gruppe kann sich zu einem gemeinschaftlich erarbeiteten Purpose-Prototypen beglückwünschen.