Spannungsbasiertes Arbeiten ist ein einfaches Konzept, das euch die Zusammenarbeit erleichtert und auf einer noch einfacheren Frage beruht.
Jede*r von uns nimmt ständig Spannungen wahr und bemerkt, dass etwas anders sein könnte, als es aktuell ist. Auch wenn das Wort Spannung im Deutschen eher negativ besetzt ist, betrachten wir sie als etwas Positives: als Motor der Veränderung und Treibstoff der Organisation. Doch um dieses Potenzial zu nutzen, braucht es gute Methoden. Erst dann können Spannungen sichtbar gemacht, bearbeitet und in sinnvolle Veränderung übersetzt werden.
Arbeiten mit Spannungen
Eine Spannung ist nach unserem Verständnis eine Differenz zwischen dem, was ist, und dem, was sein könnte. Sie ist nichts per se Negatives, sondern ein positiver Impuls zur Veränderung, ein ungenutztes Potenzial, das erst dann produktiv wirken kann, wenn die zugrunde liegende Spannung ins Team eingebracht wurde. Ganz wichtig dabei: Eine Organisation hat keine Spannung, ein Team hat auch keine Spannung. Eine Spannung entsteht immer in einer Person. Zwei Personen können eine ähnliche Spannung haben, aber es lohnt sich, den Fokus immer auf das Individuum zu legen und zu fragen: Wie ist deine Spannung? Spannungen werden gefühlsmäßig wahrgenommen und Gefühle sind eine höchst individuelle Angelegenheit.
Wie arbeitet man mit Spannungen? Sie brauchen einen Ort, an dem sie gesammelt und bearbeitet werden können. Wir führen daher in jedem Meeting einen Spannungsspeicher ein, den jede*r im Team mit Spannungen füllen kann. Das kann einfach nur ein Flipchart sein, an das Post-its geklebt werden. Oder eine digitale Liste, auf die alle zugreifen können.
Wichtig ist, dass es schnell geht: Spannungen werden jederzeit kurz notiert, gespeichert und für den Moment zurückgestellt. Wir wissen, dass wir sie später bearbeiten. So muss niemand eine Spannung für sich behalten und sich möglicherweise frustriert durch das Meeting schleppen. Alle Spannungen werden zum gegebenen Zeitpunkt gelöst.
Spannungen lösen mit einer einfachen Frage.
Wenn wir zu unserem Spannungsspeicher kommen und ihn leeren, gehen wir einfach der Reihe nach alle Spannungen durch und stellen eine einfache Frage: „Was brauchst du?“. Diese Frage richtet sich immer an die Person, die eine Spannung geäußert hat, denn nur sie kann wissen, was benötigt wird, um die Spannung zu lösen.
Wie arbeitet man mit Spannungen?
Zum New Work GlossarMeistens gibt es nur eine begrenzte Menge an Möglichkeiten, die in Betracht kommen, um eine Spannung zu lösen:
- Manche Spannungen lassen sich lösen, indem eine Information geteilt wird („Ich muss jetzt einfach mal loswerden, dass ... “)
- oder indem jemand anderes eine Information beisteuern kann („Ich müsste noch wissen, wann/ob/wie ... “).
Meistens gibt es nur eine begrenzte Menge an Möglichkeiten, die in Betracht kommen, um eine Spannung zu lösen: Manche Spannungen lassen sich lösen, indem eine Information geteilt wird („Ich muss jetzt einfach mal loswerden, dass ... “), manche werden gelöst, indem jemand anderes eine Information beisteuern kann („Ich müsste noch wissen, wann/ob/wie ... “). Wieder andere Spannungen machen eine Handlung erforderlich („Es würde mir helfen, wenn du Folgendes für mich tun könntest“), in Form eines komplexeren Ergebnisses oder gar durch eine Strukturveränderung, eine neue Verantwortlichkeit oder eine Regel, die für alle gilt.
In jedem Fall ist der Prozess erst mal ganz einfach: Eine Person spürt eine Spannung, wir fragen „Was brauchst du?“ und finden heraus, wie die Spannung gelöst werden kann. Dann wenden wir uns der nächsten zu. Viel mehr braucht es gar nicht für gutes Arbeiten.